Fallbeispiele Mediation in Familienunternehmen

Einblicke in meine Beratungstätigkeit

Der Schwung für eine gelungene Übergabe kann sich nur einstellen, wenn neben der finanziellen Seite auch die emotionale Seite zwischen den Generationen besprochen werden kann.

 

Diese (Unternehmer)Familien klärten am runden Tisch ihre unterschiedlichen Vorstellungen von Gerechtigkeit:


Beispiel "Fremder Nachfolger"

Der Unternehmensgründer und -inhaber möchte die Nachfolge seines grossen Handwerker KMU planen. Seine Tochter, einziges Kind, hat die passende Ausbildung und die richtigen Lehr - und Wanderjahre im Ausland schon hinter sich. Sie möchte den Betrieb übernehmen, und gleichzeitig ihre Freiheit bewahren und nicht vom Familienbetrieb so "verschlungen" werden wie ihre Eltern. Die Eltern sind hin- und her gerissen. Einerseits hätten sie gerne ihre Tochter als Nachfolgerin. Anderseits wäre der langjährige, ambitiöse und sehr engagierte Stellvertreter an einer Nachfolge interessiert. 



Beispiel "Die Aktien und die Töchter"

Eine betagte Mutter ist daran ihr Testament zu schreiben. Sie weiss, dass ihre erwachsenen Kinder sehr unterschiedliche Wünsche bezüglich der Erbschaftsteilung haben. Sie möchte, dass nach ihrem Tod wegen dem Erbe kein Streit unter den Kindern ausbricht und will darum mit allen eine von allen als gerecht empfundene Verteilung ihres Vermögens - Geld, Bilder und Wertschriften - besprechen und vereinbaren.



Beispiel "Schwester und Bruder"

Ein Sohn kann sowohl den Hof wie auch die dazugehörende Werkstatt für landwirtschaftliche Maschinen von seinen Eltern übernehmen. Er möchte gerne reorganisieren. Gleichzeitig ist er noch auf das Know How und die Mithilfe seiner Eltern in den Betrieben angewiesen. Zudem ist seine Schwester zwar nicht an einer Nachfolge interessiert, möchte aber, dass alles so bleibt, wie es ist. Wie kann der Sohn in dieser Zwickmühle in die Kraft kommen?



Beispiel "Der Streit ums Maiensäss"

Drei Geschwister erhielten von ihren Eltern zu Lebzeiten das selber umgebaute Maiensäss geschenkt. Weil grössere Renovationen anstehen und nur eines der drei Geschwister das Maiensäss regelmässig benutzt, drängen die zwei anderen Geschwister zum Verkauf. Die Geschwister können sich nicht einigen und der Streit weitet sich auf die Eltern aus.

 


Ambivalenzen, Gegensätze und Differenzen

Nachfolgen und erben ist vielleicht so etwas wie das letzte Familiengeheimnis: Darüber spricht man zu Lebzeiten selten oder nur ungern oder eher zu spät oder nicht mit allen zusammen. Und oft plagen die Eltern im stillen Kämmerlein nicht selten Fragen wie:

  • Soll ich alle meine Kinder gleich behandeln?
  • Soll ich die finanzielle Lage einzelner Kinder bzw. meine Beziehung zu ihnen gewichten?
  • Soll ich individuelle Wünsche berücksichtigen?
  • Soll oder muss ich eine Familientradition wahren?

Darum ist es hilfreich, als erstes mit allen die gemischten Gefühle rund um die Übergabe auszusprechen. Und sich die bekannten gegensätzlichen Meinungen anzuhören und die befürchteten Differenzen anzusprechen.

 

Danach ist es wichtig, den Blick von den materiellen Aspekten auch auf die ideellen zu lenken:

  • Welche Vermögenswerte sprechen wen an?
  • Wer möchte überhaupt freudig nachfolgen und traut sich dies auch zu?
  • Wie könnte ein Ausgleich zwischen den Geschwistern stattfinden?
  • Welche Gegenstände tragen dazu bei, das Familiengedächtnis aufrechtzuerhalten?
  • Welcher Entscheidungsprozess mit welchen Entscheidkriterien empfinden alle als sachlich und fair? 

So werden alle gehört. So kann es gelingen.